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Wie entwickelt sich die Graphomotorik?

Wie entwickelt sich die Graphomotorik?


Warum entwickelt das eine Kind seine Graphomotorik ganz von selbst und das andere läuft jahrelang in die Ergotherapie? Wie entwickelt sich diese Graphomotorik und wie kann ich als Eltern unterstützend zur Seite stehen? Folgendes möchte ich dazu sagen:

Graphomotorik kann nie losgelöst von den anderen Aspekten unserer Motorik gesehen werden. Wir haben da die Grobmotorik, die Feinmotorik, die Koordination, die Wahrnehmung und und und... Der Einfachheit halber fangen wir vorne an. Das Kind kommt auf die Welt und beginnt sehr schnell sich zu bewegen. Saugbewegungen mit dem Mund, Augen öffnen und schließen und strampeln mit den Beinen und Armen sind da die ersten Anzeichen. Wir wollen jetzt mal genauer auf die Bewegungen der Arme schauen. Diese fliegen in der ersten Zeit unkontrolliert an den Augen vorbei und werden noch nicht als zu sich selbst dazugehörend wahrgenommen. Etwas später treffen die Hände auf Dinge und berühren etwas, die Hände werden langsam als zu mir gehörend erkannt. Die Hände beginnen dann zuzugreifen und lassen am Anfang nur schwer wieder los und begegnen sich auch irgendwann und werden von der jeweilig anderen Hand erkundet. Ab da können Dinge mit beiden Händen zusammen gegriffen werden und aus diesem Stadium bildet sich dann die Dominanz einer Hand heraus, die zwar schon lange angelegt ist, aber noch nicht erfahren wurde. Zum Greifen kommt nun bald auch das Abstützen dazu, dann das Krabbeln und später das Hochziehen zum Stand. Das gehört alles zur Grobmotorik. Die Feinmotorik beginnt sich jetzt in der Form auszubilden, als das nun immer kleinere Gegenstände gegriffen und manipuliert werden. Wie schwierig das Erkunden mit den Fingern noch ist, sehen wir daran, dass alles noch in den Mund gesteckt wird um erkannt zu werden (sehr wichtig für die Entwicklung). Das gehört alles zur Feinmotorik. Über diese Übungen werden dann später Werkzeuge aller Arten in die Hände genommen und es wird begonnen, sie auch zu benutzen. Das beginnt meist mit dem Löffel, dann kommen Stifte dazu, dann die Schere, der Kleber und was noch nicht alles. Das gehört alles zur Graphomotorik.

 

Kinder lernen grundsätzlich immer durch Nachahmung. Kinder, die also scheinbar alles von alleine lernen, haben einerseits gute Vorbilder, die ihnen bewusst oder unbewusst viel vormachen, ein Umfeld, welches ihnen viele Möglichkeiten, viele Dinge und Situationen bietet und andererseits eine sehr gute Auffassungsgabe und schauen sich somit alles schnell ab und versuchen es selbst umzusetzen. Kindern, die langsamer lernen fehlt es an einem dieser Punkte oft. Hieraus ergibt sich auch sehr simpel, wie Eltern ihre Kinder hier unterstützen können. Wir sind als Eltern dafür verantwortlich unseren Kindern Zugang zu allen möglichen Dingen zu geben. Was sie lernen sollen muss halt auch da sein. Wenn ich dann merke, dass mein Kind sich mit etwas schwer tut, dann setze ich mich hin und mache es immer wieder vor. Ich erkläre nicht, was ich da tue, denn über Sprache lernt das Kind das nicht. Das Kind lernt durch zuschauen und nachmachen. Ich mache also so lange vor, bis das Kind nachmacht. Das kann kürzer oder länger dauern. Hat das Kind ältere Geschwisterkinder übernehmen diese oft unbewusst das Vormachen. Sie spielen einfach und das kleinere Kind will mitmachen, also schaut es ab und versucht nachzumachen. Oft noch nicht allzu gut, was Geschwisterkinder zur Raserei bringen kann. Trotzdem ist das die beste Schule. Unbeabsichtiges Vormachen ist ungezwungen, authentisch und situationsbezogen. Extra Vormachen ist meist aus dem Kontext heraus gezogen und langsamer und übertriebener als die unbeabsichtigte Variante. Das Kind bemerkt das und folgt viel lieber der unbeabsichtigten Variante. Natürlich gibt es Kinder, die aufgrund einer Entwicklungsverzögerung sich eben verzögert entwickeln. Das Prinzip des Lernens verändert sich nicht, es geht nur langsamer und braucht mehr Wiederholungen. Hier sollten sich Eltern aber definitiv Hilfe holen, die erste Adresse muss hier ein Arzt sein. Jegliche Hilfen werden von ihm verschrieben. Hier kann man auch zu einem weiteren Arzt gehen, wenn der eigene keine Notwendigkeit sieht, man selbst aber schon.

 

Kurz will ich noch darauf eingehen, welche Gefahr aber auch im Nachahmen liegen kann. Linkshändige Kinder wachsen ja oft in rein rechtshändigen Familien auf. Sie haben also rechtshändige Eltern und meist auch rechtshändige Geschwister. Trotzdem lernen sie auch durch nachahmen. Wenn sie jetzt besonders gut im Nachahmen sind, schulen sich manche linkshändigen Kinder unbeabsichtigt und ohne das Bemerken von den Eltern selbst auf rechts um - mit allen Folgen, die da möglich sind. Wenn das Kind linkshändig bleibt hat es in dieser Familie trotzdem das Problem nicht alles nachahmen zu können. Hier sollte, sobald Schwierigkeiten auftreten, altersgerecht das Gespräch mit dem Kind gesucht werden. Die Linkshändigkeit sollte als so natürlich wie möglich angesehen und vermittelt werden. Kein Kind möchte was Besonderes sein, ihr Kind will sein, wie alle anderen auch.

 

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